27. Juli 2024 - Portrait

Farben – Formen – Linien + Stoffe mit Ursula König

Das Portrait

Ursula ist auf dem Land aufgewachsen im Kanton Zürich, umgeben von Natur und weiten Himmeln.
Heute wohnt sie mit ihrem Mann in einem Haus mitten in der Stadt Bern, mit einem schönen Garten, in welchem sich Formen und Farben abwechseln.

Ursula’s Webseite entnehme ich folgende Zeilen:

Seit mehr als vierzig Jahren nähe ich Patchwork. Ich konnte an mehreren Ausstellungen meine Werke zeigen. Ich habe mich nie von der Art und Weise des Stoff-Zusammensetzens entfernt. Ich stelle mir immer wieder weitere Aufgaben, entwickle Modelle, die sich dann über eine Fläche streuen lassen. Ich denke, die Linien, ja auch die Farben sind mit den Jahren weicher geworden. Die Ränder müssen nicht mehr ein klares Viereck ergeben. Sie dürfen leicht ondulieren. Etwas, das ich mit viel Freude auch beim Quilten mache, sich wellende Linien über einen Quilt ziehen zu lassen. Begeistert gestalte ich mit handgefärbten einfarbigen Baumwollstoffen. Seit 2017 habe ich begonnen, den Gefühlen beim Gestalten den Lauf zu lassen. Streifen, regelmässige und auch unregelmässige laufen über das Bild. Auch in der Farbwahl lasse ich mich treiben, was in den Werken «marrón y azul» und «violetta y marrón» deutlich zu sehen ist.

 

 

Der erste grosse Quilt, (im Hintergrund des Bildes), war die Nachahmung eines sehr freien Amischen Quilts, abgebildet auf dem Titelblatt eines Marie-Claire-Magazins.
Alles handgenäht. Das war 1983. Dieser Bow-Tie-Quilt ist noch immer ein Liebling von Ursula. Ganz einfach ging das weiter. Überlegen und probieren, wie Amische Quilts konstruiert sind.

Sie besuchte Workshops bei Maryline Collioud-Robert, Michael James und Nancy Crow, die sie dann zu freierer Gestaltung führten.
Heute ist sie bei einfachen geometrischen Formen gelandet, ähnlich, wie sie Max Bill und Verena Loewensberg gestaltet haben. Dazu hat Ursula, nun 80-jährig, mit dem indischen Kantha-Stich und wieder mit von Hand nähen begonnen.
Die bei den Amischen Quilts bewunderten Blocks begleiten sie ständig und bis heute.

Früher ausgelegt auf einem weissen Leintuch auf dem Boden, werden heute die Stoffstücke auf eine Styroporwand gesteckt. Wenn sie dann eine Vorstellung des Motivs und der Farben hat, kann sie mit den Blocks spielen, diese hin und herschieben, drehen und wenden, bis es für die Künstlerin spannend erscheint.

Bei «violeta y marrón», 2020, sind die Motive zu verschobenen Streifen geworden.

 

Musik begleitet sie beim Arbeiten. Früher waren es mexikanische Rhythmen. Wie es der Titel eines Quilts sagt, mag sie die Musik von Gustav Mahler. In dessen Musik hat es Brüche in den Melodien und im Takt. «Timbres de Mahler», 2016

«marrón y azul» ist ein Musikstück von Astor Piazzolla. Auch in seiner Musik hat Ursula diese Brüche und oftmals dumpfe Tonzusammenstellungen gefunden. Vor allem in der Farbwahl sucht sie nach diesen Brüchen.
Die Farben dürfen einander auch ein wenig wehtun, damit sie einen starken Ausdruck bekommen. Genauso, wie sie es bei der Musik hört. Auch die Formen dürfen leicht voneinander abweichen.

Gerne verwendet Ursula die handgefärbten Satinstoffe von Heide Stoll-Weber.

Da sie Bleistiftzeichnen sehr mag, sind für die Künstlerin die Quiltlinien wichtig. Mit Begeisterung näht sie Diese mit der Nähmaschine. Sie sollen das Fliessen des Musters betonen.

Nach dem ruhigen, aber zeitraubenden Handquilten im letzten  Jahr, muss sie sich nun entscheiden, ob sie zukünftig, so weiterfahren werde, oder in rascherem Tempo mit der Nähmaschine quilten wolle!
Motive begleiteten sie immer. Zum Beispiel «Wasser», das dann zum schönen Werk «Luz y agua» führte, und dessen Bild das Plakat von der zweiten schweizerischen Quilt-Ausstellung 1989 in Neuenburg zierte.

Oder an der Quilt-Biennale 1989 in Heidelberg konnte sie «Venecia», dieses Werk stellt Wasserspiegelungen dar, ausstellen.

Beide Quilts, die recht gross sind, hat sie von  Hand zusammengenäht und gequiltet.

Auch bei «marrón y azul», 2019, arbeitete sie mit verschobenen Streifen.

 

Bei «Timbres de Mahler», 2016, bewegen sich eckige Formen frei in den Blöcken.

 

Eine Ausstellung im Zürcher Kunstmuseum von Georgia O’Keefe mit Wolkenbildern verhalfen zu ovalen Formen, wie bei «dos limones», 2014.

 

Eine wunderbare Ausstellung der Rosa-Periode, 1906, von Pablo Picasso im Kunstmuseum Bern, 1992, hat Ursula König inspiriert, südliche Töpfe als Form zu nehmen. Diese «Töpfe» liess sie mit Farben umspielen, wie bei «Linum flavum», 2011.

 

Galerie der Werke von Ursula König im Portrait

 

Auf der Webseite von Ursula König finden wir eine Auswahl der Ausstellungen ab 1989 bis 2022. Das Palmarès umfasst Teilnahmen ihrer Art Quilts an jurierten und privaten Shows , inklusive Quilt National und den Biennalen/Triennalen.

Link zur Webseite der Künstlerin

 

Das Interview führte Regula Affolter für patCHquilt im Juli 2024